Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Ich hoffe, Sie hatten ein paar ruhige Feiertage rund um Ostern oder konnten vielleicht ein paar Urlaubstage genießen. Schnell, aber holt uns der Arbeitsalltag ein, der insbesondere nach Feiertagen eine Herausforderung darstellen kann. Gesellschaftliche Entwicklungen sind hartnäckig immer wieder bemüht, Arbeit gegenüber der Freizeit negativ zu konnotieren und so eine scheinbar unüberbrückbare Polarität zwischen „gut“ (Freizeit) und „schlecht“ (Arbeit) zu schaffen. Es ist aber die Arbeit, die (zumeist) unseren Lebensunterhalt sichert und unserer Existenz Sinn verleiht.

Sinn macht es aber auch, wenn wir uns gerade jetzt ein paar Gedanken über die Zukunft unseres Faches machen. Zu diesen Zukunftsthemen gehören sicherlich die steigende Arbeitsbelastung, befeuert von zunehmendem Personalmangel, die scheinbar grenzenlose Dynamik der künstlichen Intelligenz sowie die zweckmäßige Weiterentwicklung „traditioneller“ (aber nicht unbedingt „analoger“) radiologischer Themen.

Auf Basis einer EU-Initiative1)2) (EU-REST-Project) und den jüngst durch die ESR publizierten Ergebnissen3) aus den 27 EU-Mitgliedsländern (https://doi.org/10.1186/s13244-025-01926-6) liegt nun erstmals eine umfassende Publikation vor, die sich mit der radiologischen Arbeitsbelastung und den demografischen Veränderungen innerhalb Europas auseinandersetzt und die notwendige personelle ärztliche Bedeckung der verschiedenen radiologischen (Radiografie, Sonografie, CT, MRT) und nuklearmedizinischen (PET-CT) Modalitäten und Prozesse thematisiert. Dabei werden nicht nur Befundtätigkeiten, sondern auch die zeitlichen Erfordernisse für die Ausbildung, der Zeitbedarf für interdisziplinäre Konferenzen und Boards sowie für die Kommunikation mit Zuweiser*innen berücksichtigt. So dürften sich die in dieser Publikation (mit C. Loewe als Co-Autor) enthaltenen Ergebnisse als geeignete und fundierte Referenz und Argumentationshilfe, beispielsweise in Diskussionen mit Trägerorganisationen, eignen; so geschehen bei der gerade laufenden Ärztedienstpostenplanberechnung innerhalb der Steiermärkischen KAGes.

Dass sich die Medizin mit dem Einsatz der künstlichen Intelligenz (KI), übrigens wie viele andere Bereiche unseres Lebens, (sehr) rasch ändern wird, ist den meisten von uns bewusst. Schon weniger klar aber sind die Kollateraleffekte, die diese digitale Transformation verursachen wird. Immer wieder wird in Praktika und Vorlesungen seitens der Studierenden die Meinung vertreten, dass „die Radiologie von der KI in Zukunft ohnehin ersetzt werde“. Inwieweit die KI die Berufswahl der Studierenden und angehenden Ärzt*Innen verändert, ist (noch) unbekannt. Auch wenn vieles heute nicht in seiner ganzen Tragweite zu beurteilen ist, muss es unser Ziel sein, aktiv die „Welle der digitalen Revolution zu reiten“, ohne die Sorgen der Betroffenen gering zu schätzen. Deshalb sind grundlegende strategische Überlegungen anzustellen, die Meinungsbildung in unserer Fachgesellschaft zu fördern und möglichst konkrete Erwartungen an die Schnittstellen von KI und Anwender*Innen zu äußern. Diesem spannenden Thema widmet sich eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Thomas Kau, mit dem Ziel, eine Positionierung der ÖRG zu KI-Themen vorzunehmen.

Um das Potential neuer Themen für unser Fach zu erkunden, wurden in unserer Gesellschaft zwei Taskforce-Gruppen geschaffen. Die eine beschäftigt sich mit der zukunftssicheren Weiterentwicklung der interventionellen Radiologie und mit Maßnahmen für eine erhöhte Sichtbarkeit dieses klinisch-therapeutischen Gebietes bei den relevanten Stakeholdern, unseren Patienten und klinischen Partnern. Gemeinsam mit dem Präsidenten der ÖGIR, Christian Neumann, wird in bestem Einvernehmen daran gearbeitet, Ausbildungsinhalte zu aktualisieren und die interventionelle Radiologie im österreichischen Strukturplan Gesundheit nachhaltig zu verankern. Die zweite, von Martina Scharitzer koordinierte, Taskforce macht sich zum Ziel, neue Möglichkeiten und Betätigungsfelder für die Radiologie in der Vorsorgemedizin auszuloten. Bekanntermaßen ist seit 10 Jahren das Brustkrebsvorsorgeprogramm sehr erfolgreich und in beispielhafter Qualität in Betrieb. Dabei hat sich gezeigt, dass solche Programme nicht nur das Verantwortungsbewusstsein der entsprechenden staatlichen oder selbstverwaltenden Institutionen und das nötige finanzielle Startkapital, sondern auch einen langen Atem der Zielgruppen (sic Lungenkarzinom!) benötigen.

An dieser Stelle möchte ich mich bei all jenen bedanken, die aktiv in unserer Gesellschaft tätig sind und freiwillig sehr arbeitsintensive Aufgaben übernehmen. Ohne sie und ihre Expertisen würde die ÖRG nur eine leere Formel darstellen.

Zuletzt möchte ich Sie an den gemeinsamen Österreichisch-Bayerischen Röntgenkongress vom 02. bis 04. Oktober 2025 im Salzburger Kongresszentrum erinnern und Sie einladen, das interessante, von Gerlig Widmann und Wiebke Kurre gestaltete Programm zu sichten.

In diesem Sinne wünsche ich viel Freude bei sinnvoller Arbeit in einer spannenden Zukunft.

Ihr
Martin Uggowitzer

Auf Titel und Funktionsbeschreibungen im Text wurde explizit verzichtet.

1) ESR Eurosafe Imaging (2024) https://www.eurosafeimaging.org/eu-rest
2) Brady A, Paolo G, Brkljacic B et al. Insights into Imaging (2025) https://doi.org/10.1186/s13244-025-01924-8
3) Brady A, Loewe C, Brkljacic B et al. Insights into Imaging (2025) 16:57 https://doi.org/10.1186/s13244-025-01926-6 

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