HIGH END AM HIGH FIELD:
Lebenswerk und Emeritierung von PROF. SIEGFRIED TRATTNIG
Als am 1. Oktober 2024 der international renommierte Professor der MedUni Wien, Siegfried Trattnig, im Rahmen einer wissenschaftlichen Festveranstaltung in den Ruhestand versetzt wurde, konnten es viele seiner Freunde, Weggefährten und Kollegen kaum glauben: 32 Jahre Einsatz für die Magnetresonanztomographie, davon 20 Jahre als Leiter des von ihm mitgegründeten Hochfeld-MR-Zentrums, waren wie im Fluge vergangen, und der Aufbau des Hochfeld-MR-Zentrums zu einer international viel beachteten Einrichtung war längst zur Selbstverständlichkeit geworden.
Begonnen hatte die wissenschaftliche Laufbahn von Siegfried Trattnig 1985 an der radiologischen Universitätsklinik Wien an der sogenannten „2. Med“ unter OA Dr. Seidl. Doch schon bald wurde dem – damals noch „Dr.“ – Trattnig als Ausbildungsarzt klar, wie sehr ihn die Neuroradiologie begeisterte. So ergriff er die Gelegenheit, ein Jahr als Assistenzarzt auf der Neurologie im Kantonsspital St. Gallen zu arbeiten und hatte von dort auch die Möglichkeit, mit dem renommierten Neurointerventionalisten Prof. Valavanis in Zürich zusammenzuarbeiten. Nach seiner Rückkehr nach Wien dauerte es nicht lange, bis die ersten Berichte über die damals „NEUE TECHNIK“ des MRT sein offenes Ohr erreichten. Die Diskussion der technischen Grundlagen, die Installation der ersten Geräte, die Entwicklung der ersten Sequenztechniken und vor allem die Anwendungen im klinischen Bereich hatten es ihm sofort angetan – und Siegfried Trattnig wusste, wo sein wissenschaftliches und ärztliches Leben hingehen sollte.
Bald erkannten auch die damaligen Klinikvorstände, insbesondere Prof. Pokieser, Prof. Imhof und Prof. Schindler, seine Begabung und seine Leidenschaft für die MRT-Wissenschaft. So dauerte es nicht lange, bis der damals rasch zum Abteilungsstellvertreter aufgestiegene OA Trattnig mit der Leitung und dem Aufbau des Hochfeld-MRT-Zentrums betraut wurde.
1993 habilitierte sich Prof. Trattnig, und seine medizinische sowie wissenschaftliche Karriere nahm ihren unaufhaltsamen Lauf: Von 1994 bis 1997 übernahm er die Stelle des stellvertretenden Leiters des Instituts für Klinische MRT an der MedUni Wien. 2003 folgte die Gründung des „Centers of Excellence“ am Hochfeld-MRT, 2005 übernahm er die Projektleitung und erfolgreiche Umsetzung des zunächst 3T-, danach 7T-Wissenschaftsprojekts und wurde Leiter des Exzellenzzentrums. 2010 wurde er zum Professor für Radiologie mit besonderem Schwerpunkt Hochfeld-MRT berufen.
In seiner weiteren Schaffenszeit publizierte Prof. Trattnig mehr als 600 Publikationen in peer-reviewed internationalen Journalen, erreichte rund 22.000 Zitierungen, verfasste 24 Buchkapitel, hielt über 1.000 eingeladene Vorträge und betreute zahlreiche PhD- und Diplomstudenten. Die eingeworbenen Forschungsgelder und Aufträge erreichten Spitzenwerte – insgesamt wurden rund 15 Millionen Euro eingebracht.
Zahlreiche wissenschaftliche Aufgaben, Ehrungen und Auszeichnungen begleiteten den Höhenflug des Hochfeld-MRT. Besonders hervorzuheben sind zwei Auszeichnungen, die seine wissenschaftliche Laufbahn krönten und ihn mit Stolz erfüllten: die Verleihung des Senior Fellowships der jeweils anerkanntesten internationalen und europäischen MRT-Gesellschaften – eine Ehre, die bisher keinem anderen österreichischen Wissenschaftler zuteil wurde.
Die Entwicklung des Hochfeld-MRT-Zentrums mündete im sogenannten 7-Tesla-Projekt: Durch die Installation des ersten Ultrahochfeld-7-Tesla-MR-Tomographen Österreichs – und des europaweit dritten Geräts dieser Art – im Jahr 2008 gewann die Hochfeld-MRT-Forschung rasant an Dynamik. Mit seiner intensiven, klinisch orientierten Forschungsarbeit am 7-Tesla-MRT hat Prof. Trattnig das Hochfeld-MR-Zentrum zu einem der renommiertesten internationalen MR-Zentren gemacht.
Wie anerkannt und beliebt Prof. Trattnig in seinem wissenschaftlichen Wirken war, zeigte sich auch an der Vielzahl prominenter Besucher in seinem Institut.
Seine Abschiedsfeier dokumentierte nochmals seine großen Leistungen und die Anerkennung durch die wissenschaftliche MRT-Welt. Das Programm widmete sich seinen beiden Lieblingsforschungsgebieten – der Neuro-MRT und der MSK – und hierbei insbesondere der Erforschung des Hirnstoffwechsels und der Knorpelzellen.
Sehr geehrter Herr Prof. Trattnig, lieber Siegfried,
die ÖRG gratuliert Dir zu Deinem großartigen wissenschaftlichen Lebenswerk und hofft auf noch viele weitere Publikationen!

Prof Trattnig mit Niki Lauda am Hochfeld Gerät

Der Emir von Katar besucht das 7 T Hochfeld MRT.

Prof Trattnig im Kreise seiner Mitabeiter